SIMEK (GRIECHENLAND): Vom Tagging zu minimalistischen METASHAPES
Hallo Christos Tzaferos alias SIMEK. Du lebst in Griechenland, in Athen, und bist 1985 geboren. Kannst du uns etwas über deine Kindheit erzählen?
Ich bin in Chalkida geboren und aufgewachsen, einer kleinen Küstenstadt in der Nähe von Athen. Als Kind verbrachte ich die meiste Zeit draußen, fuhr Fahrrad, trieb Sport, schwamm im Meer, hörte viel Musik, arbeitete im Sommer im Restaurant meines Großvaters und malte gelegentlich. Ich war schon immer gerne aktiv und kreativ. Ich gebe zu, dass ich weder die Schule noch das frühe Aufstehen mochte, und daran hat sich bis heute nicht viel geändert!
Aber diese ersten sechzehn Jahre waren voller Freiheit und Entdeckungen und haben mich zu dem gemacht, der ich heute bin.
Hast du als Kind gezeichnet, und wenn ja, was genau?
Als kleines Kind habe ich nicht viel gezeichnet, aber mit etwa 12 Jahren habe ich damit angefangen. Damals habe ich hauptsächlich gekritzelt und liebte es, Logos von Marken wie FILA, Champion und Adidas zu kopieren. Zu diesem Zeitpunkt ging es mir mehr darum, Formen und Stile zu erforschen, als originelle Kunst zu schaffen, aber es hat definitiv mein Interesse an Design und Ästhetik geweckt.
Gibt es Künstler in deiner Familie?
Ich bin der Erste in meiner Familie, der sich mit Kunst beschäftigt. Es gibt überhaupt keinen künstlerischen Hintergrund. Ich habe es selbst entdeckt und entwickelt, und mit der Zeit wurde es zu einem wichtigen Teil meiner Selbstdarstellung und meiner Herangehensweise an die Welt.
Wie und wann hast du Style Writing/Graffiti entdeckt?
Ich habe Graffiti Writing 1998 entdeckt. Zu dieser Zeit gab es in der Stadt, in der wir lebten, keine Graffiti-Szene. Eines Tages zeigte uns ein älteres Kind ein neu erschienenes Buch über Graffiti in Griechenland. Mein Freund und ich waren sofort begeistert. Wir liehen uns das Buch für ein paar Tage aus und studierten jede Seite. Damit fing alles an. Es eröffnete uns eine ganz neue Welt.
Welches Buch war es denn?
Das Buch „Tο Graffiti στην Ελλάδα (Graffiti in Greece)“.
Und wann hast du angefangen, Graffiti zu sprühen? 1999?
Ja, ich habe 1999 angefangen, Graffiti zu sprühen. Mein Freund (Tensa) und ich hatten gerade damit angefangen und waren begeistert, es selbst auszuprobieren. Wir schnappten uns die ersten Sprühdosen, die wir finden konnten, und gingen zu einem verlassenen Salzwerk in unserer Gegend. Dort haben wir unser erstes gemeinsames Piece geschaffen. Darauf stand „FIRE FOX”. Im Nachhinein war es nicht besonders gut, aber damals kam es uns wie eine große Sache vor.
Mit welchen Namen? Seit wann nennst du dich SIMEK und hat der Name eine Bedeutung?
Mein erster Tag war SEK. Mit der Zeit suchte ich nach einem Tag, das es noch nicht gab, das keine bestimmte Bedeutung hatte und dessen Buchstaben schön flossen. So kam ich auf Simek und benutze es seitdem.







Warst du in irgendwelchen Crews aktiv? In welchen?
Ja, ich war in mehreren Crews aktiv. Meine erste Crew war HKIDS mit Tensa. Nach ein paar Jahren gründeten wir mit Donforty GIVEUP. Dann wurde ich Mitglied der USE Crew mit Lune, Tek, Urid, Elz, Tensa, Skerz und Donforty. Seit 2011 bin ich bei Blaqk dabei, einer Crew, die ich zusammen mit Greg Papagrigoriou gegründet habe.
Gab es einen bestimmten Stil oder bestimmte Writer, die dich am Anfang beeinflusst haben?
Am Anfang war ich stark von griechischen Graffiti-Crews wie FSB, HEROES und HIT beeinflusst. Ihr Stil, ihre Präsenz und ihre Einstellung haben meine Sicht auf Graffiti in diesen frühen Jahren geprägt. Sie waren die lokalen Pioniere.
Welche Stile hast du bevorzugt: Blockbuchstaben, Wildstyle oder 3D-Stil? Es scheint, als hättest du alle drei ausprobiert und sogar gemischt?
Im Laufe der Jahre habe ich mit verschiedenen Stilen experimentiert, darunter Wildstyle und 3D. Ich habe sogar Elemente davon kombiniert. Allerdings habe ich mich immer am meisten mit Blockbuchstaben und Throw-ups verbunden gefühlt. Ihre Kühnheit und Einfachheit haben etwas, das mich wirklich anspricht.
Wie wichtig war Tagging für dich? Und was ist mit Throw-ups?
Tagging spielte am Anfang eine große Rolle – es ging darum, seinen Namen mit Stil bekannt zu machen. Ich war nie ein großartiger Tagger, aber ich habe Throw-ups immer geliebt. Für mich ist das der wahre Geist des Graffitis.
Wo hast du am liebsten im Freien gemalt?
Als Graffiti-Writer habe ich eigentlich überall im Freien gerne gemalt. Besonders angezogen haben mich zentrale, gut sichtbare Stellen in der Stadt – dort ist die Wirkung am stärksten. Aber wenn ich experimentieren oder neue Dinge ausprobieren wollte, habe ich eher entspanntere Orte bevorzugt, wie Mauern in der Nähe von Bahnlinien oder an verlassenen Orten, lost places.
Bist du extra gereist, um an anderen Orten zu malen? Hast du auch Graffiti-Jams besucht?
Ich war total begeistert von Graffiti-Jams – sie waren eine große Quelle der Inspiration und Motivation für mich. Ich bin auch speziell zum Malen gereist, meist innerhalb Griechenlands. Das war eine großartige Möglichkeit, andere Writer zu treffen, Ideen auszutauschen und die unterschiedliche Atmosphäre in jeder Stadt zu erleben.
Ich habe gelesen, dass du nach der Schule Grafikdesign studiert hast. Wo und wie lange?
Nach dem Schulabschluss habe ich mich für den dreijährigen Grafikdesign-Studiengang an der AKTO Art & Design College in Athen eingeschrieben. Der Studiengang vermittelte mir solide Grundlagen in Design und visueller Kommunikation, die später meine künstlerische Arbeit beeinflusst haben.
Hast du auch als Grafikdesigner gearbeitet?
Ja, ich arbeite als freiberuflicher Grafikdesigner. Ich mache keine aktive Werbung für mich – die meisten meiner Projekte kommen über Mundpropaganda zustande, wobei jeder Auftrag zum nächsten führt. Ich habe viel Freude am Grafikdesign und möchte es auch weiterhin machen, allerdings nur in sehr begrenztem Umfang und selektiv.
Haben diese Studien auch deine Wandmalereien beeinflusst?
Ja, meine Designstudien haben meine Graffiti-Kunst zu dieser Zeit definitiv beeinflusst. Aber noch wichtiger ist, dass Grafikdesign heute den größten Einfluss auf meine Arbeit als Künstler hat. Es hat meine Sichtweise auf Komposition und Form geprägt. Als ich mit dem Grafikdesign-Studium begann, hat sich meine Sichtweise auf Design grundlegend verändert. Ich habe grundlegende Prinzipien und Regeln gelernt, die ich später für meine Arbeiten übernommen habe. Konzepte wie das Rastersystem, der Goldene Schnitt, die Nutzung von Raum – sowohl negativ als auch positiv – und Kontraste sind heute entscheidende Faktoren für die Entwicklung meiner Werke.
Gibt es moderne oder zeitgenössische Künstler/Bewegungen, die dich inspirieren?
Ja, ich lasse mich von einer Vielzahl moderner und zeitgenössischer KünstlerInnen und Bewegungen inspirieren. Besonders faszinieren mich Pioniere des Grafikdesigns und KünstlerInnen, die mit kühnen Formen und Farben experimentieren. Bewegungen wie Bauhaus, Suprematismus, Konstruktivismus und De Stijl haben meine Sichtweise auf Einfachheit, Ausgewogenheit und Struktur beeinflusst. Meine Bildsprache ist tief in der Auseinandersetzung mit der städtischen Umgebung und Architektur verwurzelt, und diese Bewegungen inspirieren mich auch heute noch in meiner Herangehensweise an meine Arbeit.
Haben bestimmte Künstler deine abstrakten Arbeiten beeinflusst? Zum Beispiel Minimal Art-Künstler?
Mehrere Künstler haben meine abstrakten Arbeiten beeinflusst. Künstler wie M.C. Escher, Frank Stella, Sol LeWitt, Mark Rothko und Richard Serra haben jeweils einen Einfluss darauf gehabt, wie ich mich mit Raum, Form und Wiederholung auseinandersetze. Ihre Fähigkeit, mit minimalen Mitteln eindrucksvolle visuelle Erlebnisse zu schaffen, inspiriert mich weiterhin in meiner Arbeit. Es gibt noch viele andere, aber diese sind für meine Entwicklung besonders wichtig.
Was interessiert dich am Minimalismus?
Was mich am Minimalismus interessiert, ist seine Fähigkeit, mit möglichst wenigen Elementen kraftvolle Ideen zu vermitteln. Mich faszinieren die Klarheit, Ausgewogenheit und Disziplin, die hinter minimalistischen Werken stehen. Außerdem schafft es Raum für die Betrachter, sich auf ihre eigene Weise mit dem Werk auseinanderzusetzen und es selbst zu interpretieren, was ich sehr beeindruckend finde.
Architektur und das Urbane scheinen dich ebenfalls zu inspirieren. Kannst du uns verraten, was genau?
Architektur und das städtische Umfeld sind für mich eine ständige Quelle der Inspiration. Besonders faszinieren mich architektonische Elemente von Gebäuden, strukturelle Details, Muster und Motive sowie Industriedesign im Allgemeinen. Ich bin fasziniert von der Geometrie, die uns überall umgibt, in Städten, oft unbemerkt. Die Wiederholungen, Rhythmen und Kontraste, die man in städtischen Räumen findet, spielen eine große Rolle dabei, wie ich Form und Komposition in meinen Werken entwickle.
2007 hast du begonnen, geometrische Elemente in deine Pieces zu integrieren und Formen mit dicken schwarzen Konturen mit Formen ohne Konturen zu mischen. Kannst du diese Phase erklären und welche Herausforderungen du dabei hattest?
Diese Veränderung begann 2007, etwa zu der Zeit, als ich anfing, Grafikdesign an der Universität zu studieren. Das, was ich dort über Komposition, Struktur und Negativraum lernte, hatte einen großen Einfluss darauf, wie ich Graffiti sah. Ich begann zu experimentieren, indem ich geometrische Elemente mit traditionellen Buchstabenformen kombinierte und gefüllte Formen und Konturen mischte. Das war für mich sowohl stilistisch als auch konzeptionell ein großer Schritt. Es fühlte sich wie eine neue Art an, an der Wand zu arbeiten, bewusster und designorientierter, aber immer noch im Graffiti verwurzelt.


















Ab 2011 hast du angefangen, abstrakte Formen wie Streifen, Balken und Kreise zu malen, sie mit Kalligrafie zu mischen und die Farben auf Schwarz und Weiß zu reduzieren. Geometrische Formen wurden mit scharfen Kanten mit handgeschriebenen Buchstaben kombiniert. Diese kalligrafische Arbeit stammt vermutlich aus dem Tagging, aber woher kam diese Inspiration? Aus dem griechischen Alphabet? Aus der arabischen Kalligrafie?
Dies ist eine Arbeit des Blaqk-Teams (Simek und Greg Papapagrigoriou). Der kalligrafische Teil dieser Arbeit stammt nicht von mir, sondern von Greg Papapagrigoriou, meine Arbeit ist der geometrische Teil mit Mustern, Linien und abstrakten Formen.
Ab 2014 hast du Formen auf abstrakte Muster in Schwarz, Weiß und Grau reduziert und angefangen mit positiven und negativen Flächen zu spielen. Wie ist es zu dieser Entwicklung gekommen?
Die Designreise begann etwa 2011. Zu dieser Zeit verspürte ich ein starkes Bedürfnis nach Veränderung – nach etwas, das mich herausfordern und mich kreativ erneuern würde. Meine erste Reaktion war, meine bereits bestehenden Schriftarbeiten weiter in Richtung Abstraktion zu entwickeln. Diese anfängliche Veränderung öffnete mir die Tür zu einer neuen Art, Formen zu sehen und zu schaffen. Mit der Zeit vertiefte ich mich immer mehr in das Designstudium und verbesserte nach und nach meinen Ansatz. Dieser Prozess führte dazu, dass ich mich mehr auf das Zusammenspiel von positiven und negativen Räumen zwischen Schwarz und Weiß konzentrierte.
In Marokko hast du 2015 reduzierten Formen in einem bestimmten Dunkelblau gemalt. Wie bist du auf diese blaue Farbe gekommen?
Die blaue Farbe wurde von Essaouira inspiriert, dem Ort, an dem ich malte. In dieser Stadt sind Blau und Weiß überall zu finden: auf Häusern, Türen und Booten. Die Atmosphäre dort hat mich beeinflusst, sodass die Farbe Blau ganz natürlich Teil meiner Arbeit wurde.
Ein Jahr später bestanden deine Formen aus parallel angeordneten schwarze Flachstäben, wobei du die positiven und negativen Flächen mit genutzt hast. Erinnerst du dich daran, wie es zu dieser Bildsprache gekommen ist?
Auf jeden Fall durch Experimentieren und viele Skizzenbuchzeichnungen. Ich nenne diese Serie „Parallel Lines”. Die Grundidee besteht aus zwei parallelen Linien, die durch jeden Raum oder jedes Material „verlaufen” und geometrische Kompositionen und Formen schaffen.
Ich verwende eine Reihe von Gestaltungsregeln, die die Grenzen zwischen dem Lesbaren und dem Nicht-Lesbaren ausloten und die Arbeit in Richtung Abstraktion und Minimalismus treiben. Diese Kompositionen sind von Typografie, Kalligrafie und Architektur inspiriert. Sie vermitteln dem Betrachter Illusionen – von geometrischen Formen, abstrakten Buchstaben oder sogar Bildern, die jeder Mensch unterschiedlich interpretieren kann.
3D-Effekte kamen ab 2019 wieder bei dir zum Einsatz, indem du schwarzen flachen Formen Volumen hinzugefügt hast und somit optische Täuschungen wie Oberflächen mit Stufen, Biegungen oder Kompositionen mit rechteckigen Volumen geschaffen hast. Es scheint, als wolltest du unseren Blick mehr anregen und die flache Oberfläche durchbrechen. Wie lange dauerte diese Phase?
Diese Kompositionen sind im Wesentlichen eine Fortsetzung der Serie „Parallel Lines“, an der ich bis heute arbeite. Im Jahr 2019 begann ich zu erforschen, wie dieselbe Bildsprache Tiefe, Raum und architektonisches Volumen suggerieren kann – indem ich optische Täuschungen schuf, die mit der Perspektive spielen. Es handelte sich also weniger um eine separate Phase als vielmehr um eine natürliche Entwicklung innerhalb derselben fortlaufenden Serie.





























Seit 2024 malst du einzelne minimalistisch Formen, die größer sind und echte Massen bilden, wobei die Konturen dieser einzelnen runden und eckigen Formen an Bedeutung zu gewinnen scheinen. Kannst du die Bedeutung dieser Formen erläutern?
Seit fast fünf Jahren beschäftige ich mich mit dem Design und der Bedeutung des Kreises und den Kurven, die er erzeugt. Parallel Universe markierte den Beginn einer neuen Richtung – weg von den linienbasierten Studien meiner früheren Arbeiten, die sich auf strenge geometrische Kompositionen und zwei parallele Linien konzentrierten. Diese Veränderung ermöglichte es mir, Kurven zu erforschen und meinen Designansatz von Grund auf zu überdenken.
Meine neueste Serie mit dem Titel METASHAPES setzt diese Erkundung fort. Diese abstrakten, minimalistischen Formen sind von der zyklischen Natur des Lebens und universellen Symbolen inspiriert – Formen, die Ewigkeit, Ganzheitlichkeit und Perfektion suggerieren. Von der Umlaufbahn der Planeten über den Lauf der Zeit bis hin zur Energie der Sonne spiegelt jede Form die mächtigen Zyklen wider, die unsere Existenz prägen. Ich möchte, dass meine Arbeiten Raum für Interpretationen lassen und die BetrachterInnen dazu einladen, diese Formen zu hinterfragen, zu reflektieren und ihre eigene Bedeutung darin zu finden.
Spielen Buchstaben immer noch eine wichtige Rolle? Ist dein Name SIMEK immer noch die Struktur, die Grundlage für ein sich weiterentwickelndes Werk?
Buchstaben werden für mich immer wichtig bleiben – sie waren der Ausgangspunkt meiner Bildsprache. Aber in meiner heutigen Arbeit sind sie nicht mehr die Hauptinspiration für die Gestaltung. Der Fokus hat sich mehr auf Form, Struktur und Komposition jenseits der Typografie verlagert. Während SIMEK einst ein Kernelement war, hat sich das Projekt zu etwas Breiterem und Abstrakterem entwickelt.
Bezeichnest du deine Arbeiten im Außenbereich immer noch als „Pieces”?
Ja – oder manchmal nenne ich sie auch „New Kids” :).
Was gefällt dir an der Abstraktion am besten?
Sie eröffnet dem Betrachter Raum für persönliche Interpretationen – jeder bringt seine eigene Bedeutung in das Werk ein.
Wie würdest du deinen aktuellen Stil mit eigenen Worten beschreiben?
Abstrakt – minimalistisch, geometrisch und offen für Interpretationen.
Du scheinst Lost places zu mögen. Welche Art von Orten bevorzugst du (alte oder moderne) und wie entdeckst du sie?
Ich habe keine besonderen Vorlieben. Jeder Ort bietet etwas anderes – eine neue Erfahrung, ein anderes Gefühl. Normalerweise nehme ich das Auto und suche bestimmte Gegenden ab. In den letzten Jahren habe ich auch viele interessante Orte durch einen guten Freund entdeckt, der es liebt, solche Orte zu erkunden.
Mit welcher Technik hast du am Anfang gemalt und was verwendest du heute für Wandmalereien?
Wie die meisten Graffiti Writer habe ich hauptsächlich mit Sprühlack angefangen. Seit 14 Jahren arbeite ich mit Acrylfarbe, Farbrollern, Maßband und Papierklebeband, manchmal verwende ich je nach Oberfläche auch noch Sprühlack.
Welche besonderen Techniken hast du eigens entwickelt?
Ich habe keine einzigartige Technik entwickelt, aber ich habe wesentliche Fähigkeiten verfeinert, die für meine Arbeit entscheidend sind. Dazu gehören präzises Messen und Zeichnen, um genaue geometrische Formen auf großen Flächen zu schaffen und saubere, scharfe Kanten ohne Fehler zu gewährleisten. Ich konzentriere mich auch stark auf die Vorbereitung der Oberfläche und passe meine Malmethoden an verschiedene Texturen und Materialien an, egal ob rauer Beton oder glatte Wände, um konsistente und dauerhafte Ergebnisse zu erzielen.
Bastelst du an eigenen Werkzeugen?
Bisher musste ich noch keine eigenen Werkzeuge herstellen.
Wie sieht der Ablauf deines Malprozesses an Wänden aus und wie lange dauert er?
Das hängt vom Standort, der Größe der Wand und der Komplexität des Motivs ab. Normalerweise arbeite ich ziemlich schnell, wenn ich direkt auf die Wand male. Die meiste Zeit verbringe ich im Vorfeld damit, das vorläufige Design zu entwickeln und zu verfeinern. In der Regel kann ich eine ziemlich große Wand in etwa 3 bis 5 Stunden fertigstellen.



























Machst du vorher eine Skizze?
Manchmal ja, manchmal nein. Oft erstelle ich die Komposition direkt an der Wand oder vor der Wand.
Wie wichtig ist das Skizzieren für deine Arbeit?
Das Skizzieren ist aufgrund der Art meiner Arbeit sehr wichtig. Es hilft mir, mir im Voraus eine klare Vorstellung vom Endergebnis zu machen – einschließlich der Abmessungen und der Positionierung des Werks an der Wand.
Wie wichtig ist dir Freestyle?
Wenn ich in Freestyle-Stimmung bin, bedeutet das, dass ich einen experimentellen Tag habe. Experimentieren ist für mich sehr wichtig, denn durch das Ausprobieren neuer Dinge entstehen frische Ideen.
Wie gehst du vor, um neue Formen zu finden?
Normalerweise beginne ich mit Skizzen – entweder auf Papier oder am Computer. Dahinter steckt immer eine grundlegende Inspiration oder Idee, und davon ausgehend beginne ich, die Form zu entwickeln und zu erforschen.
Seit geraumer Zeit malst du hauptsächlich in Schwarz-Weiß. Warum?
Zunächst einmal liebe ich Schwarz und Weiß. Für mich ist der Kontrast zwischen den beiden Farben sehr stark. Schwarz und Weiß helfen mir, mich auf Form und Komposition zu konzentrieren, ohne von Farben abgelenkt zu werden. Es geht um Kontrast, Balance und Klarheit. Diese Einfachheit lässt jede Form für sich selbst sprechen.
Welche Herausforderungen stellen Schwarz-Weiß-Bilder (monochrom oder zweifarbig) im Vergleich zu farbigen Bildern dar?
Es sind zwei unterschiedliche Ansätze, daher gibt es für mich keine wirkliche Herausforderung – nur eine andere Art zu denken und zu schaffen.
Arbeitest du oft mit anderen KünstlerInnen zusammen? Wie wirkt sich das aus?
Ja, ziemlich oft! Ich arbeite in der Regel mit Freunden zusammen, deren Arbeit ich bewundere, oder wenn die Chemie vom ersten Moment an stimmt. Jede Zusammenarbeit führt zu einem anderen Endergebnis als das, was ich alleine schaffen würde – und genau das macht es so interessant. Außerdem bin ich immer neugierig zu sehen, wie andere Künstler arbeiten. Eine Zusammenarbeit hat immer etwas zu bieten und man kann dabei etwas lernen.
Seit 2011 hast du ein Gemeinschaftsprojekt namens Blaqk mit dem bildenden Künstler Greg Papagrigoriou. Kannst du uns erzählen, wie es dazu kam, was genau ihr zusammen macht und worin der Unterschied zu deiner eigenen Arbeit besteht?
Wir haben uns 2009 durch unseren gemeinsamen Freund Don40 kennengelernt. Zu dieser Zeit hatte Greg gerade angefangen, sich mit Kalligrafie zu beschäftigen, und ich war auf der Suche nach etwas Neuem für meine eigene Arbeit. Nach zwei Jahren des kreativen Austauschs beschlossen wir 2011, ins Zentrum von Athen zu gehen und gemeinsam eine Wand zu bemalen. Das Ergebnis gefiel uns, und wir spürten sofort, dass eine starke Verbindung zwischen uns bestand – dass aus dieser Zusammenarbeit etwas Großartiges entstehen könnte. So entstand Blaqk.
Seitdem arbeiten wir kontinuierlich zusammen. Mehrere Jahre lang entstanden die meisten unserer Projekte unter dem Namen Blaqk, und in vielerlei Hinsicht haben sich unsere persönlichen Arbeitsweisen durch diese Zusammenarbeit weiterentwickelt. Wir verbinden zwei unterschiedliche Bildsprachen: meinen Fokus auf geometrische Formen und Gregs ausdrucksstarken kalligrafischen Stil. Das Ergebnis ist etwas Einzigartiges – Werke, die keiner von uns alleine geschaffen hätte.















Wie wichtig ist die Arbeit im Atelier für deine künstlerische Praxis?
Jeder Teil meiner Arbeit ist wichtig, deshalb mache ich sie. Die Arbeit im Atelier unterscheidet sich von der Arbeit an einer Wand – sie erfordert einen anderen Ansatz und eine andere Anpassung der Ideen. Es ist auch ein eher einsamer Prozess, der eine tiefere Konzentration und mehr Experimentierfreudigkeit ermöglicht.
Arbeitest du mehr im Freien oder in Innenräumen?
Das hängt wirklich von der Jahreszeit ab. Ich arbeite das ganze Jahr über sowohl im Freien als auch in Innenräumen.
Was sind neben der Größe die Unterschiede zwischen Arbeiten im Freien und in Innenräumen?
Im Freien gibt es Freiheit in Bezug auf Größe und Bewegung, aber auch die Verantwortung, zu überlegen, wie die Arbeit in einem öffentlichen oder verlassenen Raum funktioniert.
Das Werk muss, genau wie ich selbst, auf die Wetterbedingungen reagieren und sich am architektonischen Dialog der Umgebung beteiligen.
Im Innenbereich ist der Ansatz in der Regel detaillierter, persönlicher, innerlicher und auf einen bestimmten Kontext ausgerichtet.
Welche Techniken verwendest du im Atelier?
Im Atelier arbeite ich hauptsächlich mit Acrylfarben auf verschiedenen Arten von Papier und Leinwand. Ich schaffe auch Holzskulpturen. In letzter Zeit habe ich mich bewusster mit Texturen in meinen Arbeiten auseinandergesetzt und mit Materialien wie Sand gemischt mit Acrylfarbe experimentiert. Diese Kombination ermöglicht es mir, meinen Arbeiten Tiefe und taktile Eigenschaften zu verleihen.








Wie würdest du denn deine eigene künstlerische Entwicklung beschreiben?
Ich würde meine künstlerische Entwicklung als eine endlose Reise der Erforschung und Selbstfindung beschreiben. Mit jedem Werk experimentiere ich mit neuen Techniken, Emotionen und Perspektiven. Das Malen ist für mich ein Mittel, um mit mir selbst in Verbindung zu treten.
Es ist eine Form der Meditation, die es mir ermöglicht, mich weiterzuentwickeln und Neues zu entdecken. Der Prozess selbst – mit seinen Herausforderungen, Überraschungen, guten und schlechten Momenten – gibt mir ein tiefes Gefühl der Zufriedenheit, das über das Endergebnis hinausgeht.
Vielen Dank Simek!



















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