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Abstract Session (in Belgien und Niederlande), 2025: Vielleicht nur ein Anfang für weitere Sessions…

, by Katia Hermann

Interview mit dem Künstler Micha de Bie, Organisator der zweiten Abstract Session in Delft, Oktober 2025

Katia Hermann, Berlin


Hallo Micha! Dieses Projekt „Abstract Session” im Jahr 2025, zuerst in der Nähe von Brüssel und dann in Delft, scheint ein größeres Projekt mit vielen Post-Graffiti-Künstler*innen aus aller Welt zu sein. Wie viele Künstler*innen waren an der ersten und zweiten Session beteiligt?

Bei der ersten Abstract Session in der Nähe von Brüssel kamen 66 Künstler*innen und schufen 78 Wandmalereien. Bei der zweiten Session in Delft entstanden 71 Arbeiten von 59 Künstlern*innen.


Aus welchen Ländern kamen diese Künstler*innen?

Bei der zweiten Abstract Session kamen die Künstler*innen aus Indonesien, Spanien, Belgien, den Niederlanden, England und Deutschland.


Wieviele Künstlerinnen waren denn dabei?

Zu der Abstract Session in Delft malten insgesamt sechs Künstlerinnen.


Wie habt ihr die Künstler*innen ausgewählt (abgesehen davon, dass alle abstrakt arbeiten)?

Eigentlich haben wir die Künstler*innen nicht ausgewählt. Eyes-B, der die erste Abstract Session organisiert hat, hatte einen Ort, der für eine große Anzahl von Künstler*innen geeignet war. Er lud Freunde und bekannte Künstler*innen ein, die abstrakt arbeiten. Diejenigen, die an dem bestimmten Termin der ersten Session Zeit hatten, nahmen daran teil. Es wurde eine Chatgruppe auf Instagram erstellt, und die teilnehmenden Künstler*innen wurden dieser Chatgruppe hinzugefügt, was auch nützlich war, um untereinander darüber zu kommunizieren. Für die zweite Abstract Session habe ich die Chatgruppe erneut genutzt, um Künstlerkolleg*innen einzuladen, die Lust hatten, in Delft zu malen. Wenn einer der Künstler*innen aus dieser Gruppe einen anderen Künstler oder Künstlerin kannte, der/die abstrakt arbeitet, wurde auch diese Person eingeladen und dem Chat hinzugefügt. Die Künstler*innen wurden also nicht von Eyes-B oder mir ausgewählt. Es war eher so, dass wenn man abstrakt malt und zur Abstract Session kommen möchte, uns informiert hat und wir dann einen Teil der Wand für die Person reserviert haben.


Die erste Session wurde ja von Eyes-B in Belgien organisiert. Wie hat er diese interessante Wand gefunden, die aussieht, als wäre sie aus Puzzleteilen zusammengesetzt? Wo befindet sich diese Wand denn und wie groß ist sie?

Eyes-B kannte diesen Ort bereits, ein Bekannter aus Brüssel war dafür verantwortlich, er malte bereits an dieser Stelle. Sie sprachen darüber, ob diese Abstract Session an seinem Standort durchgeführt werden könnte. Die Puzzleteile, die die Wand formen, sind lediglich die vorhandene Struktur der Betonblöcke, aus denen dieser Viadukt gebaut wurde.

Die Idee war, dass jeder eine kleinere Wandfläche bemalt, um mehr Zeit zu haben, andere gleichgesinnte Künstler*innen zu treffen. Viele kennt man über Instagram, aber nicht im wirklichen Leben. Denn wenn man eine größere Fläche hat, ist man den ganzen Tag nur mit Malen beschäftigt. Der soziale Aspekt bleibt dann auf der Strecke. Die Idee war für jede Wandmalerei ein definiertes Leinwandformat an der Wand zu haben. Wir wollten nicht eine große gemeinsame Komposition wie bei einem normalen Graffiti-Jam schaffen. Die Grundidee war, dass es bei unseren Sessions nicht nur ums Malen geht, sondern um den sozialen Aspekt, um zu einem Event für eine Gemeinschaft zu werden.

Der Ort in Belgien ist Vogelenzang in Anderlecht (Brüssel). Daneben ist ein Decathlon. Ich kenne die genauen Maße der beiden Wände dieses Viadukts nicht.


Hast du dort selbst gemalt?

Ja, das habe ich, und ich war zwei Tage lang dort, habe gemalt und mich mit anderen Künstler*innen unterhalten, die ich nur über Instagram kannte, aber noch nie persönlich getroffen hatte.


Bleiben die Bilder wie Auftragsarbeiten an dieser Wand in Brüssel ?

Soweit ich weiß, werden sie übermalt. Ich glaube, es handelt sich um eine Art Hall of fame, die jedoch nur für große kollektive Produktionen genutzt werden kann und nicht für einzelne Pieces.



Wie hast du den zweiten Ort, den Kabeldistrict, entdeckt? Und wofür wird er heute genutzt?

Der Kabeldistrict ist ein Ort, den ich seit vielen Jahren besuche. Ich wohne direkt daneben. Früher war es eine große, weltberühmte und bekannte Fabrik für Hochspannungskabel namens Nederlandse Kabel Fabriek. Nachdem diese Fabrik immer kleiner wurde und den Standort verließ, wurde das Gebäude als Zwischenlager für Trockenfutter für Tiere genutzt. Nachdem auch dieses Unternehmen das Gebäude verlassen hatte, wurde es zu einem Zentrum für kleinere Unternehmen, insbesondere für kreative und innovative Unternehmen, mit einer Kleinbrauerei und Lagerräume. Später kamen einige Freizeit- und Sportunternehmen hinzu. Derzeit beherbergt es ein Padel center und das Boulder centre und wird weiterhin von kleineren Unternehmen genutzt.

Eine Freundin von mir arbeitet im Kabeldistrict als Standortmanagerin. Sie kümmert sich um Locations, die nur vorübergehend genutzt werden können. Sie bat um ein Gespräch, wie man innerhalb des Gebäudes eine Beschilderung anbringen könnte, damit sich die Menschen zu den verschiedenen Unternehmen, die sich in diesem Gebäude befinden, orientieren können. Als wir durch dieses Gebäude gingen, kamen wir an einer riesigen Wand vorbei (64 Meter breit und 12 Meter hoch) und ich fragte, was mit dieser Wand geplant sei. Tatsächlich hatten sie keine konkreten Pläne für diese Wand. Also kam ich auf die Idee, sie als kuratierte Wand für Malereien zu nutzen. Dieser Plan gefiel ihnen. Alle sechs Monate lade ich fünf Künstler*innen ein, um ein Wandbild von 10 x 4,5 Metern zu malen. Ich habe diese Wand bereits vier Mal kuratiert. Um zu dieser großen Wand zu gelangen, kommt man auch an anderen nutzbaren Wänden vorbei. Viele die dort waren, fragten nach den anderen Wänden. Vor ein paar Monaten habe ich gefragt, ob ich auch diese Wände zum Bemalen bekommen könnte. Sie baten mich, Fotos von den Wänden zu machen, und schickten mir eine Datei mit Hinweisen, welche Wände wir bemalen durften. Jetzt habe ich etwa 400 m² Wandfläche zur Verfügung.


Wie groß ist der Ort und gab es irgendwelche Einschränkungen?

Es ist wirklich ein sehr großes Gebäude. Einige Bereiche sind bereits geschlossen, da es nicht sicher ist, sich dort aufzuhalten. In diesen Teilen des Gebäudes dürfen wir also nicht malen. Eine der Einschränkungen besteht darin, dass man nicht auf Ziegelwände malen darf, da man das authentische Aussehen des Gebäudes erhalten möchte. Eine weitere Einschränkung besteht darin, dass es sich nicht um klassische Graffiti-Buchstaben handeln darf. Die letzte Einschränkung ist, dass die Kunstwerke nicht sexuelle, politische oder religiöse Inhalte behandeln sollen.


Bleiben alle Wandmalereien permanent?

Ich sehe diese Wände und diesen Ort eher als ein kostenloses Museum mit wechselnden Ausstellungen. Wie für die große kuratierte Wand, darf ich diese nur zweimal im Jahr bespielen lassen. Die Wandmalereien, die auf diesen Wänden entstehen, bleiben sechs Monate lang dort und werden dann übermalt. Die anderen zusätzlichen Wände, die ich seit kurzem ebenfalls nutzen und kuratieren darf, kann ich bemalen, wann immer ich möchte. Aber ich lasse die Malereien trotzdem mindestens drei Monate lang stehen. Ich lade vielleicht Leute ein, um nur eine oder zwei davon neu zu bemalen und später wieder ein paar. Auf diese Weise bleibt die sogenannte Ausstellung lebendig und interessant, sodass man sie öfters besuchen möchte.


Wurde das Projekt unterstützt/finanziert?

Überhaupt nicht. Die Künstler*innen haben alles selbst bezahlt: die Farbe, die Kosten für die Reise nach Delft, die Übernachtungen im Hotel oder bei Airbnb. Wir haben Farbe und Werkzeuge geteilt, Fahrgemeinschaften gebildet, einige haben bei mir oder bei Freunden in der Nähe übernachtet. Ich hatte ein paar kleine Gerüste, die wir nutzen konnten, und ich konnte ein größeres Gerüst ausleihen. Ich habe die Wände im Voraus vorbereitet, und außerdem kann ich aufgrund einer Vereinbarung, die ich mit einigen lokalen Baumärkten getroffen habe, eine Menge Farbe kostenlos bekommen.

Ich habe die Gemeinde Delft um eine Finanzierung gebeten. Ich habe mein Projekt beschrieben, einige Bilder beigefügt und eine Kostenkalkulation erstellt. Ich habe auch erwähnt, dass wir einen Teil der Kosten selbst tragen würden. Letztendlich wurde der Antrag ohne Angabe von Gründen abgelehnt. Das hat uns jedoch nicht aufgehalten, und wir haben einfach weitergemacht.

Wir haben etwas Unterstützung von Padelcity Delft erhalten, das sich im Kabeldistrict befindet und wo wir auch einige Innenwände bemalt haben. Sie haben uns kostenlos Pizza und Bier spendiert. Und das Boulder Centre DelftBleau hat uns kostenlos Kaffee und Tee zur Verfügung gestellt.



Hatten die Künstler*innen irgendwelche Einschränkungen hinsichtlich Größe und Technik?

Nein, hatten sie nicht. Genau wie bei der ersten Abstract Session haben wir überprüft, wie viele Künstler*innen kommen und wie viele Quadratmeter wir zur Verfügung haben, und dann einfach eine bestimmte Anzahl von Quadratmetern pro Person aufgeteilt. So kamen wir an beiden Standorten auf etwa 3,5 bis 4,5 m² pro Person.

Es gab keine technischen Einschränkungen. Man konnte verwenden, was man wollte.


Welche Techniken haben die Künstler*innen denn verwendet?

Die Techniken waren vielfältig: Sprühlack, Wandfarbe, Kreide, Marker usw. Sie verwendeten Rollen, Pinsel, Klebeband, Schwämme und alle möglichen Werkzeuge.


Wie viel Zeit hatte jeder, um eine Wandmalerei fertigzustellen?

Jeder Teilnehmende konnte zwei Tage lang (oder bei Bedarf auch länger) in seinem definierten Bereich arbeiten. Einige wurden an einem Tag fertig, andere an zwei Tagen. Einige schufen zwei Arbeiten.


Gibt es ein größtes Werk?

Nein. Die Abmessungen unterscheiden sich, aber letztendlich sind die Quadratmeterzahlen fast gleich. Es gibt keine Arbeit, die deutlich größer ist als eine andere.


Wie hast du festgelegt, wer wo malt? Wer nebeneinander steht?

Das überlassen wir den Künstler*innen selbst. Es gilt: Wer zuerst kommt, malt zuerst. Da die Größen gleich sind, war es uns eigentlich egal, wer wo malt. Und wenn man erst am zweiten Tag angereist ist, hat man einfach an den Stellen gemalt, die noch frei waren. Das Einzige ist, dass einige Stellen aufgrund der Lage etwas besser belichtet sind am Tag. Aber heutzutage kann man mit einer guten Kamera oder einem Smartphone auch bei schlechten Lichtverhältnissen wirklich gute Bilder machen.


Wer hat über die Größe und die Formate entschieden, ob horizontal oder vertikal?

Wir fanden, dass es einfach langweilig wäre, wenn es nur horizontal oder vertikal wäre. Da die meisten von uns freestyle arbeiten, können wir uns an das Format anpassen. Im Vorfeld, durch die Kommunikation in der Chatgruppe, wussten wir, dass es horizontale und vertikale Formate geben würde. Aber man konnte keine Reservierung vornehmen. Wenn man sicher sein wollte, ein bestimmtes Format zu bekommen, musste man einfach früh da sein und sich seinen Platz aussuchen. Der frühe Vogel fängt den Wurm.


Kannst du die verschiedenen abstrakten Stile der Werke der Künstler*innen beschreiben?

Obwohl alle Werke abstrakt sind, gibt es innerhalb dieses „Stils” viele Unterschiede. Einige, zum Beispiel ich selbst, arbeiten auf geometrisch-mathematische Weise mit geraden Linien, und ich habe im Voraus eine Skizze oder einen Plan. Andere arbeiten eher aus ihrem Gefühl heraus und verwenden eine organische Malweise. Und wieder andere lassen sich von den Techniken leiten, die sie verwenden, und arbeiten von dort aus. Sie fangen einfach an und schauen, was passiert. Das ist es, was wir alle aneinander schätzen. Wir haben alle unsere eigene Art, abstrakt an Wänden zu malen, haben unseren eigenen Stil innerhalb der Abstraktion gefunden, aber wir fühlen uns dennoch verbunden.


Gibt es einen Künstler oder eine Künstlerin, dessen Stil du besonders magst?

Nein, nicht wirklich. Das liegt nicht daran, dass ich politisch korrekt sein oder jemanden bloßstellen möchte. Ich finde wirklich, dass alle Werke, die vor Ort entstanden sind, sehr schön und auf ihre eigene Weise herausragend sind. Es ist kein Wettbewerb, und ich halte es für nicht sinnvoll, Kunst zu vergleichen. Vielleicht könnte man es nur dann sagen, wer die beste Kopie gemacht hat, wenn man mehrere Künstler*innen bitten würde, dasselbe Bild abzumalen. Aber bei der Abstract Session schafft jeder sein eigenes individuelles Bild.



Gibt es Künstler*innen, die du zu einer weitern Session einladen möchtest?

Es ist nicht so, dass ich nur jemand Bestimmtes einladen möchte. Solange man gleich-gesinnt ist und abstrakte Malerei schafft, kann man mitmachen.


Habt ihr ein Publikum eingeladen oder war das nicht erlaubt?

Wir haben die Öffentlichkeit eingeladen/nicht eingeladen. Der Ort ist kein geschlossenes Gebäude, man kann ihn den ganzen Tag über kostenlos betreten und besuchen. Es ist eher wie eine öffentliche Straße mit einem Dach darüber.

Aber ich plane zusammen mit Kabeldistrict, über diese bemalten Wände und den gesamten Ort noch zu kommunizieren. So lernen auch die Einwohner*innen und Besucher*innen von Delft den Ort kennen und werden ihn ggf öfter besuchen.


War es das erste Gemeinschaftsprojekt, das du organisiert hast?

Ich organisiere gerne Veranstaltungen mit kulturellem Bezug. Im Laufe der Jahre und meines Lebens habe ich viele Dinge in und um Delft organisiert: kleine Festivals, Konzerte, Partys, Autoausstellungen usw. Nein, das war also nicht das erste Mal.


Plant ihr weitere Sessions? Oder auch eine Publikation über die ersten beiden Abstract Session?

Wir planen weitere Sessions, aber wir haben noch keinen Zeitrahmen, wann und wo. Nach der ersten Veranstaltung haben wir darüber gesprochen, sie öfter zu machen, aber auch darüber, dass nicht jedes Mal nur eine Person die Organisation übernehmen sollte. Das ist neben dem Tagesjob, dem Familienleben usw. sehr zeitaufwändig. Also kamen wir auf die Idee, es mit einem sogenannten Wanderzirkus, einem „wandernden Museum“, zu versuchen. Wir besuchen die verschiedenen Länder, aus denen alle Künstler*innen kommen. Die Künstler*innen, die einen geeigneten Ort für eine Abstract Session finden und die Zeit und den Willen haben, diese zu organisieren, können das gerne tun. Wer weiß also, wo wir alle als Nächstes malen werden. Es könnte Madrid sein, London oder …



Ich habe gelesen, dass du mit 11 Jahren selbst mit Graffiti Writing angefangen hast. Kannst du uns erzählen, wie du Graffiti entdeckt hast, unter welchem Namen und in welchem Stil du anfangs gemalt hast und wie aktiv du in der Vergangenheit warst?

Als Graffiti in den 80er Jahren in die Niederlande kam, bin ich einfach darauf gestoßen. In der Stadt Rotterdam, neben Delft, sah man Graffiti auf den Straßen, und auch in Delft. Und natürlich auch in Den Haag und Amsterdam. Meine Eltern und ich besuchten diese Städte oft und wir besuchten auch viele Museen und Galerien. Meine Eltern unterstützten mich auch dabei, mich mit Kunst auseinanderzusetzen. Mein erstes Werk entstand auf unserem eigenen Gartenzaun. Jedes Jahr musste man den Zaun zum Schutz neu streichen. Dann konnte man wählen, ob man ihn mit Holzbeize streichen oder seinen Sohn bitten wollte: „Los, male Graffiti darauf.“ An dem Tag, als ich dort malte, kamen einige ältere Jungs (etwa 15/16 Jahre alt) vorbei und fragten, ob sie auch auf den Zaun malen dürften. Ich sagte ja, ohne zu wissen, wer sie waren. Also kamen sie mit Dosen zurück. Es stellte sich heraus, dass sie Graffiti Writer waren, deren Tags und Pieces ich in Delft gesehen hatte. Nachdem ich an diesem Tag mit ihnen gemalt hatte, fragten sie meine Eltern – da ich damals erst 11 Jahre alt war – ob ich vorbeikommen könnte, wenn sie einen Auftrag malen. An dem Tag, an dem sie diesen Auftrag hatten, brachte mich mein Vater zu diesem Ort, und ich blieb einfach den ganzen Tag da und sah ihnen beim Malen zu. In gewisser Weise ein sehr guter Tag, einfach nur zum Zuschauen und Lernen. Von da an malte ich immer mehr Graffiti. Zuerst unter dem Namen JASON, später, Anfang der 90er Jahre, zusammen mit einem Freund in der Crew TSE (The Secret Edition). Wir malten manchmal in Rotterdam und Den Haag und besuchten Schellingwoudebrug/Flevopark in Amsterdam. Mein ganzes Leben lang brodelte Graffiti Writing in mir, mal mehr, mal weniger.


Hast du später Grafikdesign studiert?

Ja, das habe ich. Zunächst habe ich am Grafiklyzeum in Rotterdam studiert. Ich habe im Grafikbereich gearbeitet, in einer Druckerei und einer Designagentur. Zu der Zeit studierte ich nach dem Feierabend an der Kunstakademie Rotterdam.


Wann hast du angefangen, abstrakt zu arbeiten?

Ich weiß nicht mehr genau in welchem Jahr das war, aber ich glaube, es war etwa 2009, als ich mein Studium an der Kunstakademie abgeschlossen habe.


Gibt es bildende Künstler*innen, die dich inspirieren?

Es gibt zu viele, die mich inspirieren, nicht nur ein oder eine. Ich kann mich auch von Architektur oder auch von Schattenformen inspirieren lassen.


Wie hat sich seine Abstraktion im Laufe der Jahre entwickelt?

Das passiert einfach, denke ich. Ich habe eine bestimmte Art gefunden, meinen geometrisch-mathematischen Stil zu gestalten, und etwas, an dem ich mich festhalten und mit dem ich arbeiten kann. Und ich versuche immer noch, mich weiterzuentwickeln, während wir sprechen.
Es gibt eine Grundlage, die ich als Ausgangspunkt verwende, und von dort aus mache ich einfach weiter. Manchmal probiere ich etwas Neues aus, um es hinzuzufügen oder zu verändern, und dann schaue ich, ob es funktioniert und ob es sich richtig anfühlt.


Was ist dir für eine gelungene Komposition wichtig?

Ich arbeite sehr mathematisch und beginne mit einem Raster. Ich versuche, mit einer bestimmten Form zu beginnen, die ich dann innerhalb des Entwurfs/der Komposition, die ich erstelle, einige Male wiederhole. Durch das Verändern einiger kleiner Teile entsteht kein sich wiederholendes Muster, und dennoch fühlt es sich so an. Daneben tragen auch die Platzierung und die Umgebung dazu bei, dass die Komposition zufriedenstellend ist. Für mich macht nicht nur das Gestalterische die Komposition aus. Ich male oft an urbanen Orten und versuche dann, die Komposition an den Ort, an die Wand anzupassen, die ich dort vorfinde. Meistens weiß man jedoch nicht, was die Umgebung einem bietet. Man bringt einfach bestimmte Farben mit, weiß aber nicht, ob sie sich in die Umgebung einfügen oder mit ihr harmonieren werden oder nur mit einem kleinen Detail in der Umgebung. Für mich ist es befriedigend, wenn alles wie ein Puzzle zusammenpasst. Die Gestaltung lässt sich wirklich gut in die Umgebung einfügen, die Farben passen zum Ort und zum natürlichen Licht, das an diesem Ort herrscht. Das Gesamtbild macht es aus.


Hast du zukünftige Projekte, über die du sprechen möchtest?

Im Moment bin ich gespannt, wohin uns diese Abstract Session führen werden. Ob sie internationale Künstler*innen einander näher bringen werden – nicht nur als Instagram-Bekanntschaften, sondern auch, um sich im wirklichen Leben kennenzulernen und in Zukunft öfter zu treffen und auszutauschen.



instagram.com/the_abstract_session
instagram.com/michadebie
instagram.com/eyes_b_tsunamigraffiti

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Katia Hermann
French-German art historian, curator and writer. After her studies of art history and cultural management in Paris, Katia moved to Berlin in 2001. For twenty years, she has worked as a freelance exhibition-maker/curator, cultural manager, writer and translator. After working for documentary film- and exhibition productions, she curated thematic exhibitions of modern & contemporary art and photography for institutions, project spaces and galleries. She always endeavors to promote artists with contemporary relevant topics, new visual languages, and tries to mediate to a wide public. After her research grant for fine arts with the topic Urban Art Berlin (Berliner Senate Department of Culture and Europe) in 2017, she initiated and coordinated the Urban Art Week in Berlin in 2018 and 2019. The photo exhibition BERLIN: WRITING GRAFFITI started 2019 to tour to Brussels with a publication. Beside her curatorial practice, Katia gives art tours and writes about urban art, contemporary art, and in particular about post-graffiti painters for magazines and blogs.

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