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ARTBASE Festival 2019

, by Katia Hermann

Das Urban Art Festival in einer verlassenen Psychiatrie in Brandenburg
30.08.2019 – 01.09.2019


Geschichte des Lost Place

Die großzügige Anlage der ehemaligen Landesirrenanstalt liegt an dem Domjüchsee bei Neustrelitz und wurde als großflächige Heilanstalt im Grünen konzipiert. Die Gebäude wurden zwischen 1899 und 1902 errichtet und es entstanden ein Verwaltungsgebäude, ein Küchengebäude, ein Wasserturm mit angebautem Kessel- und Maschinenhaus, ein Landwirtschaftsgebäude mit Sektionszimmer und Leichenaufbahrraum. Daneben wurden zudem vier kleine Krankenhäuser gebaut, aufgeteilt wurden die max. 180 Patienten nach Männern und Frauen, sowie nach Leicht- und Schwerkranken. Neben dem Komplex gab es landwirtschaftliche Flächen von 12 ha, die für den Eigenbedarf bewirtschaftet wurden. Ein kleiner Friedhof gehört bis heute dazu. Im 2. Weltkrieg wurde ab 1939 der Ort für viele Kranke zur Durchgangsstation auf dem Weg nach Schwerin (Sachsenberg), was für viele ein Todesurteil bedeutete. 1943 wurde es zu einem Tuberkulose-Krankenhaus umgewandelt und nach dem Einmarsch der Roten Armee übernahmen die sowjetischen Truppen die Anlage bis zum Mauerfall. Nach Bereinigung des Geländes von Militärausrüstung stand die Liegenschaft zum Verkauf. Seit 2005/2009 ist es nun in privaten Händen. Durch einen Förderverein gelang es den weiteren Verfall zu stoppen. Eine Teilfläche des historischen Areals wurde von den Stadtwerken für 25 Jahre mit einer Photovoltaik-Anlage bestückt, die seitens der Straße liegt.


Die Story der ARTBASE

An diesem historischen, in einer wunderschönen Natur zurückgelegenen, teils gespenstigen Ort, findet 2019 zum 4. Mal die ARTBASE statt. Organisiert von der Agentur go2know, die sich seit 2009 mit lost places beschäftigt und Fototouren, Spaziergänge und mehr an verlassenen, beeindruckenden Orten anbietet, war diese Anlage mal wieder ein toller Fund für Urban Art. Denn mit diesem Kunstphänomen sind die Agenturgründer auch schon seit ca 1992 – damals vor allem mit Graffiti Writing – beschäftigt. Und an diesen verlassenen Gemäuern kommen Wandmalereien, Schablonenarbeiten, Graffiti und Installationen, ob Innen oder Außen, wunderbar zur Geltung und beleben die grauen zerbröckelnden Wände mit Farben und Formen.

Auch in Neustrelitz konnten sich an einigen der noch zugänglichen Gebäude die KünstlerInnen austoben. Manche haben sich auch thematisch mit dem Ort auseinandergesetzt.

Die erste ARTBASE, die die Gründer organisierten, fand 2011 in Oranienburg, in einer ehemaligen Lungenheilstätte statt, und lockte damals viele aufstrebende KünstlerInnen und BesucherInnen an. 2012 folgte das Festival auf dem Teufelsberg in Berlin und parallel in Klosterfelde. 2018 gab es eine Art Mini-Festival im Mensch Meier und in der Weißen Villa am Bodensee. Das Festival entstand bisher ohne Fördergelder oder Sponsoren, so auch in 2019, wo sich die ARTBASE wieder größer zurückmeldet mit unzähligen Urban Art Künstlerinnen, vollem Musikprogramm und Workshops. Das Line-up der KünstlerInnen entstand durch direkte Einladungen an das damalige „Urgestein“ von 2011 und einen Open Call, der bis Juni 2019 lief, um auch junge Talente zu fördern.

So ist eine tolle Mischung geworden aus internationalen KünstlerInnen und aus Berliner Street Art Urgestein wie SP38, Alias, Lake Oner, El Boccho und Writern wie z.B. Dejoe oder Cren und jüngeren Protagonisten.

Das Wochenende verspricht also einen Mix aus Kunst, Musik, Live acts, Party, Workshops und Entspannen an einem wunderschönen mysteriösen Ort am See in der brandenburgischen Natur.

Unterstützung bekommt die Artbase von „Street Art Berlin“, „Kultur-Späti“ (KUS) und „we did nothing wrong e.v.“.

Alle Infos unter:
https://www.facebook.com/events/1067206223470588/
https://www.artbase-festival.com/



Line-up der Urban Art KünstlerInnen 2019 :

Age Age, Albino One, Ale Senso, ALIAS, Amanda Arrou-tea, Angry Koala, Anna Schellberg, Armadillogic, ARMX / ADULTREMIX, Ben Mergelsberg, Ben Smith, Bernadette Schweihöfer, BeveR, Bobbie Serrano, Boing, Bona, Born to die in Berlin, Bust the Drip, busta_170er, Cany The Kizard, Caro Pepe, Caz.L, Christian Rothenhagen (deerBLN), Claudio Fuente, CokyOne, Cren, Damian Rohde, Dejoe, Denise Alheit, Devid Schwarz, Devita, DR. YO, El Bocho, Emess, EULEN HEULEN, Felix Gephart, Fly, Frieda Angenehm, Gerdtrud und Marini, Kartoffeltierchen, Guido Palmadessa, Guillermo S. Quintana, Haevi Styles, Herr Eifel, HkdNs, howtokillagraffiti, Hoya, individualicevirtualice, IKARUS (Berlin Kidz/ÜF), Johannes Ehemann, Julia Pandit, Julia Rehme, Kim Köster, Kobe Eins, KoeOne, Kuba, l7Matrix, Lacuna, LAKE Oner, L.E.T., MATE, Marshal Arts, Mary Cula, Matthias Gephart (Disturbanity Graphics), Michelle Hoogveld, NASCA, nohatefamily, Nomad, Ost.Up (Selfmadecrew), Otto Schade, Parisurteil, Paula Marie Kuhn, Pilar, PLANETSELFIE, PlasTick (Tick One), Rabea Senftenberg, Ringo Mollinger/Artdrenaline, RIOT 1394, RON MILLER, Sam Crew, Seboh Creation, Sei Leise, Señor Schnu, Snub23, SNYDER, Soniconer, SP 38, SPRITE, Sr. Papá Chango, TAPE OVER CREW, The Krank, Thi (AT-8), Tobias Starke, TOBO, TONA, Trixi Yatee, Vanessa Karré, Wake, YAT, Zonenkinder, ZooN

Katia Hermann
French-German art historian, curator and writer. After her studies of art history and cultural management in Paris, Katia moved to Berlin in 2001. For twenty years, she has worked as a freelance exhibition-maker/curator, cultural manager, writer and translator. After working for documentary film- and exhibition productions, she curated thematic exhibitions of modern & contemporary art and photography for institutions, project spaces and galleries. She always endeavors to promote artists with contemporary relevant topics, new visual languages, and tries to mediate to a wide public. After her research grant for fine arts with the topic Urban Art Berlin (Berliner Senate Department of Culture and Europe) in 2017, she initiated and coordinated the Urban Art Week in Berlin in 2018 and 2019. The photo exhibition BERLIN: WRITING GRAFFITI started 2019 to tour to Brussels with a publication. Beside her curatorial practice, Katia gives art tours and writes about urban art, contemporary art, and in particular about post-graffiti painters for magazines and blogs.

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